Postcard by Hermine Kubie from Modliborzyce addressed to her son Alfons Kubie in Geneva

Title

Postcard by Hermine Kubie from Modliborzyce addressed to her son Alfons Kubie in Geneva

Subject

postcards
death
food and eating
daily life
ghettos
correspondence

Creator

Hermine Kubie

Source

Documentation Centre of the Austrian Resistance (DÖW), Sign. 19.502/2

Date

1942-08-29

Relation

EHRI archival institution description: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes

Language

German

Text

Modliborzyce am 29. 8. 41.

Mein lieber Sohn!
Ich hoffe dich schon im Besitze meiner beiden Karten vom 23./8. Diese Karte geht erst am 1./9. ab, aber ich muß sie früher aufgeben. Ich freue mich, daß es dir gottlob wieder besser geht, ich war sehr besorgt deinetwegen. Schreibe mir, was der Dr. bei der Untersuchung gefunden hat. Bitte dich, gib acht auf dich. Das Wegschicken glaube ich hast du jetzt nicht zu befürchten. Dass Nonny nicht gesund ist, tut mir leid, sie muß eine sehr liebe Frau sein. Was ist sie denn im Laboratorium? Assistentin? Wer ist dieser Herr Schmidt? Doch nicht der Student, der mal bei uns wohnte? Wie käme denn der bei der jetzigen Zeit nach Genf? Oder ist es ein anderer Schmidt, den ich kenne? Bitte schreibe mir dar über. Neumanns habe ich letz[t]hin eine Karte geschrieben und erwarte noch die Antwort. Hoffentlich kann Arthur bald in bessere Gegend kommen, wo er sich fortbringen kann. Gut, daß die Eltern das nicht wissen. Tante Hermine R. [Ranzenhofer] schickte mir durch Marianne 6 M. Gut, daß es diesmal ankam, sie hat auch ihrem Dr. Siller 6 Mark Honorar geschickt. Es tut mir um die Bilder sehr leid, ich habe mich schon darauf gefreut, wegen meiner Sammlung. Hier ist es jetzt mit dem Verkauf sehr stier, da man nicht mehr am Markte verkaufen darf, auch haben die T. ein großes Warenlager, da ihr alle Leute Sachen bringen und sie auch [mitbietet], wenn Versteigerungen sind, da lässt der Judenrat wenn Leute sterben zu Gunsten der Ausspeisung die Effekten derselben versteigern, es werden aber ziemlich hohe Preise erzielt, für gute Sachen. Hier sind täglich Leichenb.[,] ich weiß nicht, ob du den Fleischhauer Weiss, Förstergasse gekannt hast, da ist in kurzer Zeit die ganze Familie, 2 Brüder[,] die Frau & Tochter ausgestorben, ich bin mit den Leuten hergefahren [,]waren gesund und gut genährt. Hier darf man nicht krank werden, trotz der vielen Dr. die hier sind, denn sie können sich ja die Medikamente nicht verschaffen. Ich habe wie immer zu tun, da ich für die T. die Sachen herrichte[,] letzthin kaufte sie 25 P. [Paar] Strümpfe, die der Ausbesserung harren. Ich bin froh mit der Arbeit, da ich von den trüben Gedanken abgelenkt werde. Auch die Hausfrau hat immer Arbeit. Hier ist meist trübes, regnerisches Wetter und gleich kalt, von Kot kann man gar nicht sprechen, wie es da gleich aussieht. Marianne schickt mir jeden Montag 1 Brot und Kleinigkeiten, da ich doch aus Wien nichts erhalten kann. Sie ist ein Engel und wie ich sehe eine sparsame, tüchtige Frau. Gott soll ihr es zahlen. Was du von dort schreibst, ist wunderbar und danke ich Gott, daß es dir unberufen so gut geht. Wie sieht es denn mit den Kleidern und der Wäsche aus, hast du genug? Wer flickt & kocht für dich? Hier ist noch immer sehr teuer, aber diese Woche bekamen wir doch Butter und Topfen. Käse gibt es hier wie so vieles nicht, jetzt ist doch schon Kraut vorhanden und Karotten zu erschwinglichem Preise. Lasse es dir gut gehen und [unleserlich] Deiner dich herzlichst küssenden dich liebenden Mutter Hermine [unleserlich] Nachricht [unleserlich] kann es ihr nicht verübeln, wenn sie von den Kindern schreibt.

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kubie_Modlib.pdf

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Citation

Hermine Kubie, “Postcard by Hermine Kubie from Modliborzyce addressed to her son Alfons Kubie in Geneva,” EHRI Documents, accessed November 22, 2024, https://visualisations.ehri-project.eu/items/show/134.

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