Letter by Lilly and Erwine Löbl from Opole to the family Stroß in Vienna
Title
Letter by Lilly and Erwine Löbl from Opole to the family Stroß in Vienna
Subject
ghetto
food and eating
corresondence
Creator
Lilly Löbl, Erwine Löbl
Source
Documentation Centre of the Austrian Resistance (DÖW), Sign. 22.593
Date
March 1941
Relation
EHRI archival institution description: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
Language
German
Text
Liebe Familie Straß
auch von mir recht herzliche Grüße. Wie die l.[iebe] Mama schon erwähnt, geht es uns hier sehr sehr schlecht. Wir essen 1x im Tag und hungern viel, sind ganz verzweifelt u. dem Selbstmord nahe. Nicht einmal Brot kann man sich hier kaufen, weil 1 kg Brot 5 RM kostet. Ist das nicht Wahnsinn? Und wir haben nichts mehr zum Verkaufen! Haben nur mehr, was wir am Leib haben! - Es ist trostlos! - Liebe Frau Stroß, was macht mein liebes Franzerl? Es tut mir ja so weh, daß ich mit ihr nicht mehr im Briefwechsel stehe! Schreibt sie mir nicht mehr? Haben sie ihr schon von unserem Unglück berichtet? Lassen Sie, wenn Sie Franzi schreiben, sie von mir recht, recht herzlich grüssen und viele, viele Busserln sende ich ihr! - Also liebe Frau Stroß, bitte schreiben Sie bald wieder, grüssen Sie mit Herrn Stroß, Tante, Frau Emmy, Familie Lederer, Familie Deutsch u. Tlahatsch recht herzlichst. Ihnen viele liebe Grüsse
Erst heute den 12. kann ich diesen Brief aufgeben, da wir nicht einmal Geld für die Marke hatten. Heute kostet ein kg Brot schon RM 8.20. Wir hungern! Meine l. Mama hat sich jetzt gewogen; hat 7 kg abgenommen. Und wir auch. Sind verzweifelt. Ab gestern ist ein 'Getto' hier, und jetzt bekommt man schon gar keine Lebensmitteln herein. Die Leute sterben vor Hunger an Hungertyphus.
Grüßen Sie alle herzlichst
Ihre Erwine Löbl
auch von mir recht herzliche Grüße. Wie die l.[iebe] Mama schon erwähnt, geht es uns hier sehr sehr schlecht. Wir essen 1x im Tag und hungern viel, sind ganz verzweifelt u. dem Selbstmord nahe. Nicht einmal Brot kann man sich hier kaufen, weil 1 kg Brot 5 RM kostet. Ist das nicht Wahnsinn? Und wir haben nichts mehr zum Verkaufen! Haben nur mehr, was wir am Leib haben! - Es ist trostlos! - Liebe Frau Stroß, was macht mein liebes Franzerl? Es tut mir ja so weh, daß ich mit ihr nicht mehr im Briefwechsel stehe! Schreibt sie mir nicht mehr? Haben sie ihr schon von unserem Unglück berichtet? Lassen Sie, wenn Sie Franzi schreiben, sie von mir recht, recht herzlich grüssen und viele, viele Busserln sende ich ihr! - Also liebe Frau Stroß, bitte schreiben Sie bald wieder, grüssen Sie mit Herrn Stroß, Tante, Frau Emmy, Familie Lederer, Familie Deutsch u. Tlahatsch recht herzlichst. Ihnen viele liebe Grüsse
Erst heute den 12. kann ich diesen Brief aufgeben, da wir nicht einmal Geld für die Marke hatten. Heute kostet ein kg Brot schon RM 8.20. Wir hungern! Meine l. Mama hat sich jetzt gewogen; hat 7 kg abgenommen. Und wir auch. Sind verzweifelt. Ab gestern ist ein 'Getto' hier, und jetzt bekommt man schon gar keine Lebensmitteln herein. Die Leute sterben vor Hunger an Hungertyphus.
Grüßen Sie alle herzlichst
Ihre Erwine Löbl
Files
Collection
Citation
Lilly Löbl, Erwine Löbl, “Letter by Lilly and Erwine Löbl from Opole to the family Stroß in Vienna,” EHRI Documents, accessed November 21, 2024, https://visualisations.ehri-project.eu/items/show/136.
Item Relations
This item has no relations.